Die Presse, 26.02.2008 - Was Soft Skills wirklich sind, und wer sie braucht

QUALIFIKATION. Um gegen Mitbewerber zu bestehen, sind laut Personalchefs Soft Skills gefragt. Was das ist? „UniLive“ fragte nach. Kaum eine Vorlesung im heutigen Uni-Alltag kommt ohne die Prognose aus, dass gute Jobs rar, die Konkurrenz enorm und die Anforderungen potenzieller Arbeitgeber hoch seien. Die Lösung, die fürsorgende Vortragende empfehlen: „Trainieren sie ihre Soft Skills!“…..
 
Was diese nebulösen Fähigkeiten genau sind, bleibt oft im Dunkeln. Andrea Reinthaler-Stütz vom Karrierecenter der Universität Linz definiert als Soft Skills Eigenschaften einer Person, die sich auf den beruflichen Erfolg positiv auswirken. Weil das aber auch nicht die letzte Klarheit bringt, hat „UniLive“ bei Personalisten verschiedener Berufsgruppen nachgefragt, welche Soft Skills bei ihnen Bewerbungs-Vorteile bringen.
 
•Anwälte: „Natürlich sind Soft Skills unglaublich wichtig“, erklärt Karin Medved, Personalchefin bei Schönherr Rechtsanwälte. „Im juristischen Bereich gibt es kein Produkt, das man herzeigen kann. Daher müssen wir durch Soft Skills sichtbar machen, was unsere Mitarbeiter im Kopf haben.“ Enorm wichtig sind für angehende Anwälte daher ausgezeichnete Ausdrucksfähigkeit in Wort und Schrift, Rhetorik und Präsentationstechnik. In Bewerbungsgesprächen achte man daher darauf, wie sich jemand ausdrückt. An der Uni lerne man solche Dinge nicht, so Medved. Es liegt daher an den Studenten, solche Fertigkeiten in Kursen selbst zu trainieren.
•Ärzte: Auch im Gesundheitsbereich sind Soft Skills nicht mehr wegzudenken: „Bevor wir jemanden zum Turnus aufnehmen, durchlaufen die Bewerber ein halbtägiges Assessment Center“ sagt Ernst Balla von der Personalabteilung der niederösterreichischen Landeskliniken-Holding. Dabei wird vor allem soziale Kompetenz getestet – kann der Absolvent mit Menschen und sozialen Situationen umgehen? Wichtig seien auch vernetztes Denken, etwa um wirtschaftliche Rahmenbedingungen von Spitälern erfassen zu können.
 
• Manager: „Soft Skills sind nicht messbar, aber spürbar.“ Beim Diskont-Riesen Hofer sind Soft Skills nur ein sekundäres Aufnahmekriterium für angehende Manager. Qualifikation für einen Einstieg ins Hofer-Management sei die Summe aus Studienerfolg und charakterlicher Bildung, heißt es aus der Geschäftsführung. Soft Skills wie sicheres Auftreten und Umgang mit Mitarbeitern seien zum Teil Anlage, zum Teil erlernbar.
 
•Bundesbedienstete: Im Bundesdienst sind Soft Skills von Bewerbern ein rechtliches Kriterium für die Aufnahme neuer Mitarbeiter, sagt Karin Thienel, im Bundeskanzleramt zuständig für Personalentwicklung. Über die fachliche Qualifikation hinaus sollen Bewerber auch auf Belastbarkeit und Kreativität getestet werden. Auch hier setzt man auf Assessment Center und Einzelgespräche. Besonders gefragt sei außerdem Bürgerorientierung: in Zeiten, in denen sich die Verwaltung mehr und mehr an privatwirtschaftlichen Prinzipien orientiert, müssen Beamte den Bürger als Kunden zu begreifen.
 
•Techniker: Der einsame Techniker im Elfenbeinturm sei ein überholtes Modell, meint Gerhard Hirczi, Personalchef von Siemens Österreich. Ihm ist wichtig, dass Techniker ihre Tätigkeit kommunizieren können: Kunden, Mitarbeitern und Vorgesetzten gegenüber. Indizien dafür, dass ein Bewerber das kann, sind absolvierte Auslandsaufenthalte und Praktika. Sonstiges über das Studium hinausgehendes Engagement – etwa in Vereinen oder bei der ÖH – sei ebenfalls ein Mosaikstein für die Bewerberauswahl.

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